Die Wiesen, die den Straßenrand säumen, bieten eine Augenweide mit ihren wogenden Gräsern, die ihre blühenden Rispen, auf hohen Halmen schwankend, der Sonne darbieten. Dazwischen breiten sich weite Teppiche von Margeriten aus, unterbrochen von den kräftigen roten Tupfern der Mohnblumen, die der sanfte Sommerwind auf ihren grazilen Stängeln zittern lässt. Die zarten, beinahe durchscheinenden Blütenblätter werden vom Hauch des Windes immer wieder zerknittert und glattgestrichen, ohne dabei auch nur das Geringste ihrer strahlenden Schönheit einzubüßen. Wie Feuerzungen tanzen sie sonnendurchglüht im weißen Margeritenmeer, begleitet von den anmutig sich wiegenden Kornblumen, die mit ihren Blüten wie leuchtend blaue Sterne funkeln. Ab und an wogen dazwischen einige versprengte Gerstenhalme, ihre im Sonnenlicht silbrig glänzenden Grannen ausbreitend zu zierlichen Fächern, geführt von unsichtbarer Hand, sanft sich wiegend im großen Sommerwiesenreigen, zu dem die im blauen Himmelsgewölbe sich tummelnden Lerchen ihr trällerndes Lied beisteuern. Zwischen Himmel und Erde gaukeln farbenfrohe Falter in unstetem Flug, sich teils dem Wind anvertrauend, teils auf Blüten anmutig rastend, den süßen Nektar genießend, sich im nächsten Augenblick wieder in die Luft werfend, dem blauen Sommerhimmel entgegen. Dem andächtig-staunenden Betrachter entringt sich bei dieser göttlichen Fülle ein inniger Seufzer, der seinen Ursprung ganz tief im dankbaren Herzen hat. Worte vermag er nicht zu finden in seiner Ergriffenheit, aber er spürt sich eins mit sich, der Schöpfung, mit GOTT. Von allein finden sich seine Handflächen vor der geweiteten Brust zusammen, Zeugen eines tiefen, unausgesprochenen Gebetes zum Schöpfer aller Dinge.
(Weitergabe bei voller Quellenangabe erlaubt)
Es war einmal eine Taube, die im Winter auf einem Tannenzweig saß und über ein Gespräch nachdachte, das sie gehört hatte. Zwei Menschen hatten sich über Hass und Streit unterhalten und sich gefragt, was sie wohl als Einzelne für den Frieden tun könnten, da sie schwach seien und ihre Stimmen nichts zählten.
Da sie selbst auch keine Idee hatte, gab die Taube den Gedanken auf. Da begann es zu schneien, nicht etwa heftig im Sturmgebraus, nein, wie im Traum, lautlos und ohne Schwere. Da sie nichts anderes zu tun hatte, begann die Taube, die Schneeflocken zu zählen, die sacht vom Himmel fielen und auf ihrem Ast landeten. Jede einzelne war so zart, so leicht, wog kaum mehr als nichts.
Sie zählte bis zweimillionen -neunhundertachtundfüfzigtausend -vierhundertzweiundsiebzig.
Doch als die zweimillionen -neunhundertachtundfüfzigtausend -vierhundertdreiundsiebzigste Flocke auf den Ast fiel, brach dieser ab. Die Taube flog erschreckt auf. Als sie auf einem anderen Zweig wieder zur Ruhe kam, dachte sie über diesen Vorfall nach.
Es verging eine geraume Zeit. Dann hatte sie einen Gedanken:
Vielleicht fehlt nur eines einzigen Menschen Stimme zum Frieden in der Welt. - Es kann Deine Stimme sein!
(Erzählt von HUM)
Es war einmal ein Junge mit einem schwierigen Charakter. Er war aufbrausend, und ständig stritt er mit anderen, oft um Kleinigkeiten.
Eines Tages gab ihm sein Vater einen Beutel mit Nägeln mit folgendem Auftrag: "Jedes Mal, wenn du wütend wirst, die Geduld verlierst oder streitest, sollst du einen Nagel in den Gartenzaun schlagen." Am ersten Tag schlug der Junge 17 Nägel in den Zaun. Doch in den folgenden Wochen wurden die Nägel, die er einschlagen musste, nach und nach weniger. Er war zu der Einsicht gekommen, dass es einfacher war, sich zu beherrschen, als ständig Nägel einzuschlagen.
Schließlich kam der Tag, an dem er keinen einzigen Nagel mehr in den Zaun schlug. Er ging zu seinem Vater und erzählte es ihm.
Der lobte ihn und bat ihn, nun an jedem Tag einen Nagel wieder herauszuziehen, an dem es ihm wieder gelang, sein Temperament erfolgreich unter Kontrolle zu halten.
Viele Tage vergingen, denn es steckten ja viele Nägel im Zaun. Aber dann war es geschafft, und der Sohn konnte seinem Vater berichten, dass alle Nägel aus dem Zaun entfernt seien.
Bedächtig ging der Vater mit dem Sohn zum Zaun und sagte zu ihm: „Mein Sohn, du hast dich in den letzten Wochen sehr gut benommen. Aber schau, wie viele Löcher du in dem Zaun hinterlassen hast .Er wird nie mehr der gleiche sein.
Jedes Mal, wenn du Streit mit jemandem hast und ihn beleidigst, bleiben Wunden zurück – wie diese Löcher im Zaun. Und diese Wunden, die du durch Worte verursachst, tun genauso weh, wie eine körperliche Wunde.
Ganz egal, wie oft du dich entschuldigst, die Wunde wird bleiben. Sei also in deinem weiteren Leben sehr achtsam mit deinen Worten, denn nur wenige Menschen sind in der Lage, dir wirklich aus tiefstem Herzen und voller Liebe zu verzeihen, so dass Heilung für euch beide geschehen kann.“
Sehr nachdenklich gingen sie zum Haus zurück. Als Erinnerung an die Worte seines Vaters trug der Sohn stets einen kleinen Nagel bei sich, den er in besonders schwierigen Situationen liebevoll mit der Hand umschloss, und so gelang es ihm, mit allen Menschen friedvoll umzugehen.
(Erzählt von HUM)
Es waren einmal zwei Nachbarn, Johann und Walter, die nach anfänglicher Freundschaft nach und nach in Zwietracht miteinander gerieten. So kam es, dass Walter, der Neid und Missgunst empfand, begann, Negatives über Johann zu verbreiten. Doch Johann erfuhr bald darauf davon und stellte seinen ehemaligen Freund freundlich zur Rede, warum er Dinge erzählt hätte, die doch der Wahrheit entbehrten.
Durch Johanns einfühlsame Art kam Walter zu Verstand und es tat ihm ehrlichen Herzens Leid, was er da angezettelt hatte. Er bat um Verzeihung und fragte Johann, was er zur Wiedergutmachung tun könne. Johann überlegte einen Moment, dann erwiderte er: "Ich habe hier einen Sack Federn. Bitte gehe von Haus zu Haus, wo Du über mich schlecht gesprochen hast und wirf vor jeder Tür eine Handvoll Federn in die Luft. Dann komm wieder zu mir."
Walter war froh, so einfach davonzukommen und erfüllte seine Aufgabe mit Ernsthaftigkeit.
Als er zu Johann zurückkam, sagte dieser: "Und nun kommt der zweite Teil der Aufgabe. Gehe hinaus und sammle alle Federn wieder ein." Da erschrak Walter und stammelte: "Aber Johann, das kann ich nicht, der Wind hat die Federn längst in alle Himmelsrichtungen getrieben, kein Mensch vermag sie wieder einzusammeln."
Johann lächelte ihn warmherzig an und riet ihm: "Mein Freund, so wie Du die Federn nicht einsammeln kannst, so kannst Du auch Deine Worte nicht zurücknehmen. Sie sind in den Köpfen der Menschen. Doch ich sehe, dass es Dir Leid tut, deshalb lass uns Freunde sein, wie früher und gemeinsam unsere Worte bedenken, die wir unter die Menschen streuen, dann werden viele davon Nutzen haben."
(Erzählt von HUM)
Am Montag kam der Zivildienstleistende wieder zu der alten Dame. Fröhlich wünschte er ihr einen guten Morgen und erkundigte sich nach ihrem Befinden. Es ging ihr gut, und sie hatte keine Beschwerden. Der junge Mann zog die Schlussfolgerung: „Dann waren Sie gestern sicher außer Haus.“ Die alte Dame bejahte und erzählte, sie sei in der Kirche gewesen, zweimal sogar – morgens zum Gottesdienst und abends zur Andacht.
Der junge Mann meinte lachend: „Na, dann werden Sie ja noch eine richtige Heilige werden, wenn Sie so weitermachen. Wie war denn die Predigt?“ „Die Predigt war gut, der Pfarrer predigt immer gut,“ war die Antwort. Der Zivi wurde neugierig: „Worüber hat er denn gesprochen?“ Nachdenklich antwortete die Dame: „Ja, worüber hat er gesprochen, es fällt mir bestimmt gleich wieder ein.“ „Na, alles vergessen, nicht wahr?“ hänselte der junge Mann. Mit Nachdruck erwiderte die Dame: „Aber es war eine sehr gute Predigt! Da bin ich ganz sicher.“ Und welcher Text wurde in der Abendandacht gelesen?“ bohrte der Zivi weiter. „An den Inhalt kann ich mich jetzt nicht genau erinnern, aber ich bin mir sicher, es war aus dem Johannes-Evangelium. Es fällt mir gleich wieder ein.“ Amüsiert schüttelte der junge Mann den Kopf und meinte: „Schon alles vergessen? Wozu ist es dann gut, zweimal in die Kirche zu laufen und ...“
Nachsichtig unterbrach sie ihn und bat ihn: „Erzählen Sie mir von Ihrem Wochenende. Dann kann ich an Ihren jugendlichen Unternehmungen etwas teilhaben.“ Begeistert sprudelte er los. In der Disco sei er gewesen, mit seiner Freundin. Sehr schön war es. Ein toller Discjockey war da, und es gab spitzenmäßige Musik. Die alte Dame lächelte versonnen und fragte, was es denn für Musik war und welche Titel gespielt wurden. Nachdenklich schaute der junge Mann zu Boden. Zu dumm, warum fiel ihm denn nicht ein einziger Titel ein.
Er merkte, wie er ärgerlich wurde, und dann spürte er sogar etwas Wut. Doch dann begann er offen zu lächeln, schaute die alte Dame verständnisvoll an und sagte:
„Es ist wahr, Die einzelnen Musikstücke oder Worte sind gar nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass wir beide – jeder auf seine Weise – am Wochenende glücklich waren und dass wir dieses Gefühl behalten.“ Er lächelte noch immer, als er sich von ihr verabschiedete.
(Erzählt von HUM)