Steinchenwerfen.... Ich werfe einen kleinen Kiesel in einen stillen Teich. ...
An der Oberfläche, die der Stein berührt, wird das Wasser verdrängt, es entsteht ein kleiner Strudel. Wie ein Trichter öffnet sich das Wasser, um dem Stein den Weg frei zu geben. In diesen Strudel kann ich mit meinen Empfindungen eintauchen, kann der Spur des Steines folgen, kann ihr nach-spüren bis auf den Grund. Das Wasser bleibt unversehrt, da es sich den Gegebenheiten anpasst. So nutzt es seine Weichheit und entwickelt genau dadurch eine große Stärke. Es gibt Raum, passt sich an, aber es bleibt es selbst. Das Geschehen, die Bewegung unter der Oberfläche wird umgehend auch an der Oberfläche sichtbar. Es bilden sich Kreise, Ringe, kleine Wellenberge, die sich ausbreiten. Wie geschieht dies?
Der Kiesel bringt durch sein Gewicht das ihn umgebende Wasser in Bewegung. Dort, wo der Aufprall am stärksten ist, bildet sich ein kreisförmiger Wasserberg. Dieser kleine Wellenberg setzt seine nähere Umgebung in Bewegung, ist also Anstoß für weitere Bewegung. Diese Bewegungen setzen sich immer weiter fort, weil das Wasser ein sehr weicher, kaum Widerstand leistender Leiter ist. Irgendwann erreicht diese Bewegung das Ufer des Teiches, oftmals für mich schon gar nicht mehr wahrnehmbar. Doch wenn der Stein groß genug war, werde ich die Wasserkreise bis zu ihrem Aufprall am Ufer verfolgen können. Wenn ich mich diesem Schauspiel ganz und gar hingebe, kann es sein, dass ich diesen sanften Zusammenstoß der zwei Elemente als Vibration spüren kann. Das weiche Wasser bringt die feste Erde zum Schwingen, also in Bewegung. Und diese Schwingungen kann ich in meinem Körper fühlen – ich bin bewegt.
Diese Bewegtheit kann dazu führen, dass ich in der veränderten Schwingung mitschwinge und so EINS werde mit diesem „Schöpfungsprozess“, der mit einer Handbewegung von mir begann (denn ich warf den Stein). Dieses Mitschwingen erfordert aber, dass ich mich in das Schwingen er-gebe, dass ich elastisch, formbar bin. (Ein Grashalm wird einen Sturm heil überstehen, ein trockener Zweig erzeugt Widerstand und kann brechen.) So kann ich selbst entscheiden, wie ich mit dem Geschehen umgehen möchte – lasse ich geschehen oder leiste ich Widerstand? Wenn ich mich für die zweite Möglichkeit entscheide, sollte ich mir dessen bewusst sein. Später mit dem „Schicksal“ oder mit Gott zu hadern, der mir Schwierigkeiten bereitet, ist ebenso kurzsichtig wie unfair. Auch der Versuch, die Ver-Antwort-ung anderen Menschen oder den Umständen zuzuschreiben wird fehlschlagen, da andere diese Zuweisung (meist) nicht annehmen werden. Das ist auch richtig so, denn mein Verhalten war ja meine Antwort auf das, was auf mich zukam. Und es kommen nur Personen, Dinge oder Geschehnisse zu mir, die von mir beantwortet werden wollen, weil ich damit in Resonanz bin. Wenn ich diese Schwingungen aufgreife und be-greife, kann ich anschließend auch wieder loslassen, kann ich mich lösen. Damit ist dann die Beziehung oder die Situation erlöst, und ich bin frei – frei für neue Erfahrungen.
Dann werfe ich vielleicht einen andern Stein ins Wasser, der wiederum zum Anstoß eines Ent-wicklungs-prozesses wird und mir bestenfalls zu neuen Er-kenntnissen verhilft.
(Weitergabe bei voller Quellenangabe erlaubt)